Das Projekt Kirschblüten-Neubeginn kreist in verschiedenen künstlerischen Ausdrucksmitteln immer wieder um das Thema Entwicklung.
In den 16 Leinwandbildern, die sich jeweils in fünf stilistisch unterschiedliche Triptychen einteilen, geht es um die Entwicklung am Beispiel der Malerei. Ich möchte damit nicht die ganze Kunstgeschichte aufrollen. Ich möchte zeigen, dass wir diese Vielfältigkeit nicht erreichen können, wenn wir nicht Altes loslassen und uns auf Neues einlassen. Die unterschiedlichen Stile können gut miteinander gehängt werden, unterstützen sich sogar. Die freie Leinwand mit dem Wort Neubeginn steht für das Neue, Kommende… für die weitergehende Entwicklung.
Das Stilmittel des Triptychons ist mir wichtig, weil somit jedes Bild immer rechts und links einen Nachbarn hat, der es beeinflusst. D. h. jedes Triptychon kann auf sechs verschiedene Weisen gehängt werden und jedes Bild wirkt dadurch immer anders. Etwas im Bild tritt mit dem einen Nachbarn zurück, mit dem anderen Nachbarn hervor. Der Blickwinkel, wie man auf die Dinge, auf das Leben schaut, ist sehr entscheidend. Wir werden durch unmittelbare Dinge im Sehen, im Wahrnehmen, im Denken stark beeinflusst. Wir sollten öfters mal die Perspektive, den Blickwinkel ändern und das Ein oder Andere hervor- und zurücktreten lassen. Somit wird auch klar, dass Altes nicht zwangsläufig verschwinden muss, sondern gleichwertig neben Neuem existieren kann.
Im Film Kirschblüten-Neubeginn wird mit dem Wechseln der Bilder auf der Bühne dieser Prozess veranschaulicht. Es entsteht immer wieder ein neues Bild. Am Ende das Finale mit den verschiedenen Stilrichtungen als Ganzes, die wunderbar miteinander harmonieren. Unterstrichen durch Musikstücke, die auch der Entwicklung obliegen. (Leider habe ich die Rechte der fünf passend ausgewählten Musikstücke nicht bekommen! Deshalb wurde der Film hier auf der Web-Seite einfach nur mit einem Musikstück unterlegt.) Denn ob Literatur, Musik, Tanz, bildende Kunst alles kommt aus derselben Schöpferquelle und kann sich gegenseitig befruchten.
Es erscheint wichtig den Ist-Zustand genau anzuschauen, aus verschiedensten Blickwinkeln, Erfahrungen , „das gute Alte“ zur Meinungsbildung mit einfließen zu lassen, Anforderungen anzunehmen, dem Neuen sich zu stellen, es vielleicht sogar zu begrüßen, über seine Grenzen zu gehen, mit Vertrauen, Mut, Verständnis neue Wege zu beschreiten. Als Metapher dafür diente mir die Kirschblüte, die jedes Jahr in ihrer filigranen Schönheit erblüht und Stürmen, Frost, Trockenheit, Schädlingen trotzt. Uns jedes Jahr mit ihrer einzigartigen Schönheit erfreut, später auch nährt, sich einlässt auf das Leben, auch wenn es letztendlich Tod für sie bedeutet. Ein ständiges „Werden und Vergehen“.
Im Magnetboard sind die Begriffe, die das Kirschblüten-Neubeginn Projekt für mich beinhalten, aufgeführt. Kirschblüten, Kreislauf, Entwicklung, Loslassen, Vertrauen, Neubeginn, Schönheit, Altes ehren, Verständnis, Einzigartigkeit, Neues begrüßen, Blickwinkel ändern, Mut, Harmonie, Werden und Vergehen, Freiheit. Diese Schlagwörter sind auf einer Magnetwand im Quadrat angereiht und können durch Magnetbilder der 15 verschiedenen Kirschblütenbilder je nach Belieben ausgetauscht werden. Jeder kann bewusst oder auch intuitiv sein Bild verändern, damit experimentieren.
Die 16 schwarzen Magnettafeln in der identischen Größe der Kirschblütenbilder, mit ihren 16 dazugehörigen weißen Stiften, sollen gelebte Entwicklung veranschaulichen. Auf jeder Tafel steht ein oben genanntes Schlagwort, zu dem der Betrachter aufgefordert wird, seine Assoziation zu verewigen.
Dadurch wird der Mensch selbst Teil dieses Kunstwerks, ebenso wie im wirklichen Leben, wo ständig Entwicklung – Wandlung mehr oder weniger bewusst stattfinden. Nach zunehmender Beteiligung wirkt die Tafel wie ein Graffiti, das Wort in der Mitte verschwindet langsam, fügt sich ein in das Netz der Assoziationen und wird ein Teil davon. Die Tafel wird das Wort – wird das Leben.
Das Projekt Kirschbaumstamm, jeweils hängbar in drei, sechs oder 12 Bildern, zeigt den gefällten Stamm des Kirschbaums, der Anstoß zu diesem Projekt gab. Die Malerei tritt in dieser Assemblage zurück. Nur ganz zart unterstützt sie den Kirschbaumgrundriss, die Wuchsrichtung, die Farben des Kirschbaumholzes. Das genaue Sehen der Schönheit eines Stammes, der Farbigkeit, der Krankheit, der Maserung und Struktur tritt in den Vordergrund.